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Sterling "Dial-A-Matic" Adding Machine


Hersteller: Sterling Plastics Co., Mountainside (später Union), NJ, USA
Baujahr: ab 1954
Seriennummer: keine
Funktion: Vier-, fünf- und sechsstelliger Scheibenaddierer für Addition und direkte Subtraktion, ab etwa 1962 mit Gesamtlöschvorrichtung
Beschreibung: Der Sterling "Dial-A-Matic" beruht auf dem Patent von Otto Lehre, das dieser 1954 einreichte und 1957 erhielt. Etwa 15 Jahre lang wurde dieser überaus beliebte kleine Plastikrechner gebaut, der so preiswert war, dass er auch für Werbezwecke (etwa von Chevrolet) verschenkt wurde. Die vierstelligen Ausführungen (Modell-Nr. 565) waren als flache "Taschenrechner" konzipiert, die fünf (Modell-Nr. 567)- und sechsstelligen Modelle (Modell-Nr. 568) für den Schreibtisch. Außerdem gab es eine Ausführung mit darunter liegender "Pencil-Box" (Modell-Nr. 566) sowie eine mit transparentem Gehäuse.
Für viele deutsche Sammler ist der "Dial-A-Matic" nicht recht sammelwürdig, doch birgt er eine sehr ausgetüftelte Lösung für den horizontalen Scheiben-Zehnerübertrag in beide Richtungen, den man Jahrhunderte lang aufgrund der nötigen Fertigungsgenauigkeit nicht erreicht hatte. Lediglich der Addometer bot schon früh eine ansprechende Lösung, hinzu kamen das letzte Modell der "Lightning Adding Machine" und vor allem der wenig bekannte "Kes-Add", in dem die Lösung verwirklicht wurde, die 350 Jahre zuvor Wilhelm Schickard erfand.


Anmerkungen: Da ich mich ausführlich mit dem horizontalen Zehnerübertrag beschäftigt habe (siehe auch die Seiten über Wilhelm Schickard), schlägt mein Herz für diese unscheinbaren, jedoch technisch ingeniösen kleinen Rechner. Bis auf den "SEE" (siehe unten) sind sie preiswert zu bekommen, deswegen finden Sie die komplette Modellreihe abgebildet.

Anzumerken bleibt, dass der Dial-A-Matic nicht mit größter Präzision arbeitet. Es kommt zu Übertragsfehlern (Überschleudern), wenn man eine Scheibe mehrmals und schnell von Null zu Neun hin- und herbewegt. Im normalen Rechenvorgang tritt das jedoch nicht auf.

Links intern: Patenschrift von Otto Lehre
Der Zehnerübertrag in Scheibenaddierern
Links extern:
Literatur:
Download:


Die Stellringe tragen am Außenrand einen Mitnehmerstift ("Einzahn", wie er seit Schickard heisst), der das links benachbarte Zahnrad beim Überlauf über Null um eine Stelle weiter transportiert. Er ist auf dem Foto und dem oberen Teil der Patentzeichnung nicht zu erkennen, darunter ist er als Einzelteil 27 etwas besser zu sehen. Ich habe seine Positionen mit roten Kreisen gekennzeichnet. Der Einzahn hinterläuft die Stifte 26 des Zwischenrades (Position des blauen Kreises). Dies erlaubt eine äußerst einfache Gesamtanordnung der Räder auf zwei Ebenen. Den gleichen Kniff finden wir oben bei dem letzten Modell der "Lightning"-Serie, und ich bin nicht sicher, wem die Ehre gebührt, vermutlich jedoch der Lightning Co.
Es gibt eine weitere, eher unauffällige Detailbesonderheit. In der klassischen schickard'schen Lösung und allen weiteren Versuchen (z.B. Pascal oder Stephenson) transportiert der Einzahn beim positiven Übertrag vorwärts einen anderen Zahn des linken Nachbarrads als beim negativen Übertrag. Otto Lehre konstruierte so, dass der transportierte Zahn des Zwischenrades zurückschnappt, auf der anderen Seite des Einzahns anliegt und dadurch für den Übertrag in die Gegenrichtung zur Verfügung steht. Das ist in Worten etwas schwierig gut zu beschreiben, jedoch am geöffneten Dial-A-Matic gut zu beobachten. Auch beim geschlossenen Rechner ist das zu sehen, wenn während des Übertrags die linke Stelle etwas ruckt - das ist der Moment, in dem der Zahn des Zwischenrades um den Einzahn herumgleitet.
Wie oben schon erwähnt, ist dieser Vorgang bei schneller Hin- und Herschaltung im Einzahnbereich (von Null auf Neun und umgekehrt) leicht fehleranfällig, was in der Rechenpraxis jedoch nicht zum Tragen kommt.

Die notwendige Präzision wird durch exakte Gussformen erreicht sowie durch die Wippen 32 und Federn 28, die die Zahnräder exakt positionieren. Die obere Wippe 32 ist lediglich eine zusätzliche Sicherung für die exakte Positionierung des Übertragungsrads. Der Übertrag funktioniert auch ohne diese Wippe.



Der weniger bekannte, baugleiche "SEE" besitzt ein transparentes Gehäuse (Plexiglas). Er wird selbst in den USA mit 90 bis 100 Dollar gehandelt. Hergestellt wurde er von der Firma Sterling, er trägt - wie die farbige, vierstellige Ausführung - die Modellnummer 565. Er ist technisch mit den anderen Modellen identisch (vgl. das Foto unten).

SEE weißt nicht nur auf die Durchsichtigkeit hin, es ist auch die Abkürzung für "© 1968 selektive educational equipment, inc". Wurde er als eine Art Lehrmittel gefertigt?
Ich habe baugleiche Modelle gesehen, die "Seethroughcalc" hießen oder "Pascal Type Calculator". Letzteres ist freilich eine milde Übertreibung, denn mit der Pascaline hat der Sterling-Rechner außer den Einstellscheiben nichts gemeinsam.






Hier ist ein geöffnetes Modell abgebildet. Man erkennt noch deutlicher als beim "SEE" die Eingeweide - unscheinbar, jedoch äußerst präzise gefertigt. Der Einzahn für den Übertrag liegt auf der Unterseite der Stellringe. Die größeren Modelle sind technisch gleich gebaut.





Die Ausführungen mit fünf (2.00 Dollar) und sechs Stellen (3,95 Dollar). Die hellgrünen Modelle stammen aus den letzten Baujahren um 1963, man erkennt rechts auch einen Stift aus Metall statt aus Plastik. Die sechsstelligen "Dial-A-Matic", die "Topmodelle" für den Schreibtisch, besitzen auf der rechten Seite eine Zugstange für die Gesamtlöschung.


Die Ausführung mit integrierter, hier schräg gestellter, roter "Pencil-Box". Diese "Dial-A-Matics" erhielten auch eine Anleitung, die übrigen Ausführungen beschränkten sich auf Bedienungshinweise auf der Schachtel oder der Rückseite (Blister-Ausführung rechts).


Die letzte, hellgrüne und vierstellige Ausführung kam bereits in Blister-Verpackung.



Der Dial-A-"Chevy" aus einer Werbekampagne von 1964 (demnach hat ein Chevrolet unter 10.000 Dollar gekostet). Damals an die Chevrolet-Vertretungen verteilt, wird er heute in den USA als Kult gehandelt und ist nicht unter $ 20 zu haben. Er wurde noch in dem frühen, gelblichen Design gefertigt, möglicherweise aus Restbeständen.



Dieser dreistellige Minirechner (ein Tischmodell mit Löschstange!) stammt wahrscheinlich ebenfalls aus der Sterling'schen Fabrik. Das Foto stammt von einem Sammler aus den USA - leider besitze ich diese Version nicht!