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Original-Odhner Mod. 125

Hersteller: Aktiebolaget Original-Odhner, Göteborg, Schweden
Baujahr: ca. 1956
Seriennummer:
Funktion: Vierspezies-Sprossenradmaschine, 10x11x20, Zehnerübertrag im RZW bis zu 13. Stelle, Rückübertragung und Zehnerübertragung im Umdrehungszählwerk, Einstellkontrollwerk.
Beschreibung: Die "125" war das Flaggschiff der späten Odhner-Serie und das größte Modell - abgesehen von den ganz seltenen Doppelmaschinen. Es ist der Nachfolger des noch schwarzen "Modells 25". Ich hatte die Maschine - wieder einmal aus dem Ausland - erworben, da mich die technischen Unterschiede zu den Vorkriegsmodellen (siehe Modell 21, 33) interessierten. Außerdem ist die Maschine außergewöhnlich gut erhalten.

Sockel und Sprossenräder sind aus Weißmetall-Spritzguss hergestellt - oder aus Aluminium, das kann ich leider nicht erkennen. Jedenfalls ist die 125 leichter als die aus Stahl und Messing gebauten schwarzen Vorgänger. Deutlich sind die veränderten Nachkriegs-Fertigungstechniken zu erkennen: viele Stanzteile, Vorfertigung von Modulen, preiswerte Metalle, Simmerringe, mehr Verstiftungen, usw.

Die Rückübertragung war defekt, ebenso die Löschung des UZW, eine Löschkurbel war gebrochen (wieder einmal auf dem Postweg), der Schlittentransport klemmte. Die Kenntnis älterer "Original-Odhner" half nicht viel, da sich die Bauweise ziemlich verändert hatte. Die Maschinen konnten nicht viel mehr als die vor 70 Jahren, doch die veränderte Bauweise macht die Suche nach manchen Fehlern aufwändiger. Z.B. der Defekt der UZW-Löschung: Die Löschwelle war in Ordnung, das ergaben Tests, doch die Welle bewegte sich bei Drehung nicht nach außen. Auch nach Abnahme der Bleche war der Fehler nicht zu orten, ich musste das Zählwerk ganz zerlegen, um einen gebrochenen Stift, in einer Hülse versteckt, zu finden (siehe Foto unten).

Zum Löschen des Einstellwerkes gibt es weder den odhnertypischen Löschkamm noch den Löschknopf auf der Kurbelseite. Man drückt auf die obere Lasche des Schlittenschlosses und dreht die Kurbel um 45° positiv. Die Schlittenentsperrung wurde auf die untere Lasche des Schlosses verlagert.

Die Maschine funktioniert jetzt wieder vollständig.



Anmerkungen: Als "Schrauber" ist man mit den Nachkriegsmodellen ganz anders gefordert (dies betrifft freilich alle Hersteller). Erfahrungen mit den alten Maschinen nutzen nicht mehr allzu viel, zum Reparieren braucht es etwas Mut zum Risiko. Immerhin kommt die Odhner einem Hobby-Schrauber noch entgegen - bei einer grünen "Triumphator CN2" mit Löschdefekt hatte ich vor einiger Zeit gepasst.
Hat man Maschinen aus 70 Jahren auf dem Werktisch gehabt, dann ist es interessant, wie sich "unkaputtbar" allmählich zu "unreparierbar" wandelte, wie es heute völlig normal zu sein scheint. Konnte die frühen Maschinen jeder Feinmechaniker oder Uhrmacher mit einigermaßen geschultem Blick reparieren, so brauchten die späten Maschinen dicke technische Manuale für den Service, und der Austausch von Modulen begann, selbstverständlich zu werden. Und dennoch: Das wichtigste Werkzeug, um eine späte Maschine zu reparieren, ist ein einfacher Hammer!

Die Maschine ist bemerkenswert gut erhalten. Sicher verdanken wir den guten Zustand mancher Maschine dem Umstand, dass sie früh einen Defekt erlitt und dann in den Schrank wanderte. Gerade bei Importmaschinen war der Service ja nicht immer gut erreichbar.

Links intern:
Links extern: Modellübersicht (schwedisch/englisch)
Kevin Odhners Homepage(englisch)
Rechen-Anleitung für die Odhner (schwedisch/englisch)
Seriennummern mit Jahresangaben
"The Life and Works of W.T. Odhner" Teil 1 und Teil 2 (von Timo Leipälä)
Literatur:
Download:

Das wendeläufige Getriebe für den Zehnerübertrag im UZW wird nach wie vor von der Zählwerkslöschung auf Null gestellt und von der ersten Kurbeldrehung gesteuert (siehe Modell 33), ist jedoch vereinfacht.



    

Der Exzenter für die linke Löschkurbel liegt nicht mehr auf dem Kurbelbock, sondern verbirgt sich in einer innen liegenden Dose (Pfeil). Der Stift, auf dem der Exzenter gleitet, ist per gröberem Bedienfehler abzubrechen - wie hier geschehen. Wegen der Dose ist der Fehler von außen nicht zu entdecken. Da ich das Zählwerk zur Reparatur zerlegen musste, konnte ich dabei gut die veränderten Fertigungs- und Montagetechniken nachvollziehen.

Dieser Sperrhebel sichert die "Vorwahl" für die Rückübertragung per Löschkurbel. Bei Odhner wird die Rückübertragung nicht über eine Schlittenverschiebung gesteuert, sondern über eine Zahnradwalze, die an die Trommel gelegt wird.
Der Sperrhebel war nach oben verbogen, wodurch die Rückübertragung ausfiel. Dieses Verbiegen ist durch einen Bedienungsfehler ziemlich leicht zu bewerkstelligen - ein für Odhner eher untypischer Schwachpunkt.