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Copyright Detlev Bölter

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Original-Odhner Mod. 33

(Inzwischen verkauft!)

Hersteller: Aktiebolaget Original-Odhner, Göteborg, Schweden
Baujahr: ca. 1933
Seriennummer: 122645
Funktion: Vierspezies-Sprossenradrechenmaschine 10x11x20, mit Zehnerübertrag im UZW, Zehnerübertrag im RZW bis zur 13. Stelle, Schnelllöschung der Schlittenzählwerke.
Beschreibung: Das Modell 33 unterscheidet sich vom Modell 21 (dort weitere Infos) durch den Zehnerübertrag im UZW und die beiden Schnelllöschhebel rechts am Schlitten. Dieses "One-hand-clearing" wurde einigen Modellen von 1932 bis 1936 verpasst, danach verschwand es wieder. Vielleicht waren es technische Mängel, die die aufwändige Löschtechnik mit sich brachte. Meine Odhner 33 war jedenfalls vollständig blockiert, und der Grund lag in einem Millimeterbruchteil Verschleiß innerhalb der Schnelllöschung.
In diesen Jahren gabe es einen enormen Konkurrenzdruck, allein durch den großen Entwicklungsschub bei Brunsviga. Die Maschinen waren technisch ausgereift, also versuchte man, Käufer durch Bedienungskomfort zu gewinnen. Das "One-hand-clearing" war solch ein Bedienungsvorteil, konnte man doch mit einem Daumendruck und einer Sechsteldrehung der Hebel beide Zählwerke löschen. Jedoch, da nach der allbekannten Formel Arbeit = Kraft x Weg auch sechsfache Kraft übertragen werden muss, werden die Übertragungsteile stärker beansprucht. Hier reichte ein winziger Verschleiß zur Totalblockade in der Schlitten-/Trommelsperrvorrichtung (Foto unten). Vielleicht war das der Grund, weshalb man diese Löschung später wieder aufgab. Meine Odhner 21 von 1936 besitzt bereits Löschkurbeln, die man dann bis zum Schluss beibehielt.
Die gefederten Raster der Zählwerke, die die Ziffernposition sichern, werden während der Löschung deaktiviert. Bei 20 Stellen und dem verkürzten Hebelweg ist eine widerstandsarme Löschung auch zwingend notwendig. Eine anders konstruierte rasterfreie Löschung gibt es schon bei früheren Odhnermodellen (patentiert 1908, Hinweis von Timo Leipälä). Bei einer deutschen Maschine sah ich eine ähnliche Technik zum ersten Mal bei einer "Rema".

Die Sprossenräder sind aus Weissmetall hergestellt (vermutlich Zinkspritzguss), dies findet man bereits bei einigen Odhner aus den späten 20er Jahren. Es sind keinerlei spröde oder brüchige Stellen zu finden, obwohl die Maschine stark benutzt wurde. Verwendete man eine höherwertige Legierung als zum Beispiel bei Triumphator-, Melitta- oder Felix-Maschinen, deren Sprossenräder heute oft geborsten oder gar zerbröselt sind?

Sowohl der Zehnerübertrag im UZW als auch das "One-hand-clearing" sind technisch sehr aufwändig, das zeigt allein der optische Vergleich mit dem geöffneten Modell 21. Dieses Modell 33 zählt sicher zu den damals teuersten Varianten, heute ist es entsprechend selten zu finden. Wie auch meinen anderen, großen Original-Odhner (Modelle 19, 21 und 125) kam es aus dem Ausland, dieses Mal aus Österreich. Möglicherweise wurden die großen und teuren Ausführungen wegen der Brunsviga-Konkurrenz erst gar nicht nach Deutschland exportiert.

Repariert und gereinigt, die Lacke nur poliert, einige von Rost befreite Eisenteile wieder mit dunkler Patina versehen.



Anmerkungen:
Links intern:
Links extern: Modellübersicht (schwedisch/englisch)
Kevin Odhners Homepage(englisch)
Rechen-Anleitung für die Odhner (schwedisch/englisch)
Seriennummern mit Jahresangaben
"The Life and Works of W.T. Odhner" Teil 1 und Teil 2 (von Timo Leipälä)
Literatur: Martin ab S. 69, S. 441
Download:

Oben: Das wendeläufige Getriebe für den Zehnerübertrag des UZW. Eine manuelle Vorwahl von Multiplikation und Subtraktion ist nicht notwendig. Erfolgt die erste Kurbeldrehung nach der Zählwerkslöschung positiv, schaltet das Getriebe auf das Zählen für Multiplikation, und umgekehrt. Der Zehnerübertrag erfolgt vollständig im Schlitten.


Foto links:

Der Schlittenausbau bei den Original-Odhner mit Zehnerübertrag im UZW (und bei Totalblockade sowieso) ist ziemlich knifflig. Hier sieht man die rechte Schlittenseite mit einem Teil der aufwändigen Schnelllöschmechanik (einer der Hebel ist nach hinten gedreht).
Der Pfeil weist auf das Verschleißteil, einen Transporthebel, der in eine dahinter liegende, sechsfach geteilte Exzenterscheibe bewegt. Die Lagerung dieses Teils war um einen Millimeterbruchteil ausgeweitet. Er genügte jedoch - durch die Übertragungsmechanik verstärkt -, um die Löschwellendrehung nicht zu 100% auszuführen und damit den Schlitten nicht wieder freizugeben.
Das ist freilich hier im Detail nicht erkennbar, sichtbar ist jedoch, wie komplex die Mechanik geworden ist. Die Stange auf der Unterseite des Schlittens überträgt übrigens das Kippen des rechten Schnelllöschhebels auf die linke Schlittenaußenseite zum UZW.
Da ein Pinsel mit Petroleum zum Reinigen reichte, habe ich denn auch auf weiteres Zerlegen verzichtet. Den Verschleiß habe ich natürlich korrigiert, indem ich den Anschlag des Schnelllöschhebel minimal veränderte.







Rechts:
Ein ähnliches Foto habe ich beim Modell 21 gemacht, hier der Vergleich. Man erkennt die komplexe Mechanik für die Zählwerksschnelllöschungen und den Zehnerübertrag im UZW. Hierbei wird automatisch die Kurbeldrehrichtung (Plus-Minus) erkannt, frühere Maschinen benötigten dafür noch den bekannten Umschalter.
Der Schlitten ist insgesamt 36 cm lang.