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Copyright Detlev Bölter

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The Calculator


Die "Lightning"-Serie







Hersteller: The Calculator Co., Grand Rapids, Michigan (später "The Calculator Corp."), Inh.: Bonham & Schram
Baujahr: ab 1901
Seriennummer: keine
Funktion: Scheibenaddierer 7x0x7, Zehnerübertrag für die Addition, im scharz lackierten Holzsockel, mit Original-Holzstift und Original-Anleitung.
Beschreibung:

Der "Calculator" war der Vorgänger des "Lightning Calculator" und der erste Scheibenaddierer aus der Fabrik in Grand Rapid. Die komplette Serie (zum Anklicken) sehen Sie oben rechts. Diese Modelle des Scheibenaddierers wurden in Grand Rapid insgesamt über 50 Jahre lang gefertigt!

Neben dem "Calcumeter" ist der Calculator einer der ersten, in Großserie gefertigten Scheibenaddierer. Sicher war der "Calculator" preiswerter als das Vorbild "Calcumeter", jedoch auch nicht so flüssig zu bedienen.
Die Resultatziffern werden unterhalb der Stellscheibe in einem vergrößerten Einstellloch sichtbar. Ohne automatische Löschung aller Einstellungen, jedes Rad wird einzeln auf Null gestellt.
Der Zehnerübertrag ist nur für die Addition möglich. Für die Subtraktion wird über Komplementärzahlen gerechnet, die man als erstes einstellt, um dann den Subtraktor zu addieren. Das Ergebnis liest man dann nicht im Fenster, sondern an den Einstellziffern ab. Genaueres erfährt man in der Anleitung.

Varianten:
Die ersten "Calculator" trugen die Bezeichnung "B & S Improved Calculators", nach den Initialen der Firmengründer und Patentinhaber Bohnam und Schram. Dem Foto nach wurden sie in Messing gefertigt. Laut Martin wurde der Calculator auch ohne Sockel geliefert, tatsächlich gab es ihn auch in Pappschachtel (s. Foto rechts).
Außerdem wurde von der ortsansässigen Firma Pangborn eine lizensierte Ausführung vertrieben. Martin erwähnt zwar Pangborn als Hersteller, doch das ist der Ehre zu viel. Man setzte einfach ein neues Namensschild an die Stelle des geprägten Schriftzuges (Foto links, Quelle: Ebay). Martins Beschreibung ist außerdem unzutreffend: Der "Pangborn" ist völlig baugleich mit dem "Calculator", auch die Anleitungen sind identisch. Vergleichbare Klone gab es später beim "Lightning Calculator", doch für die Fa. "Smallwood" prägte man dann eigene Deckbleche."

Nachtrag (2014): Erst jetzt fand ich eine ausführliche Analyse der Firmengeschichte und Modelle.



Anmerkungen: Martins Angaben zu diesen US-Rechnern sind insgesamt etwas lückenhaft, diese kleinen Addierer gab es vermutlich in Deutschland damals nur in wenigen Exemplaren. (S. 212 f.). Übrigens gab es auch einen "Calculator" für britische Währung.
Der geriffelte Holzstift (Bild ganz oben) ist original. Er schont die Einstellteile wesentlich mehr als die späteren Metallstifte.

Kaum ein Calculator wurde je geöffnet: Dazu muß man 14 Nietköpfe plan schleifen oder ausbohren und das ohne Gewähr, die Teile wieder zusammen zu bekommen. Das habe ich auch erst gewagt, als ich meinen dritten Calculator hatte, der ohnehin restaurierungswürdig war. Für die ordentliche Reinigung der Grundplatte sind dann nochmals 7 Nieten fällig. Aber das ist nicht das Problem: Da gibt es winzige, ungesicherte Federchen, die natürlich das machen, was sie alle und gerne tun, nämlich auf Nimmerwiedersehen durch die Gegend zu springen. Und der Zusammenbau ist sehr knifflig - lassen Sie also Ihren "Calculator" lieber so, wie er ist, und begnügen Sie sich mit der äußeren Reinigung der Einstellräder per Q-Tipps und Terpentin!
Die Einstellscheiben sind bei manchen Modellen übrigens alle aus Eisen - die schwarzen wurden mit Eisenbeize gefärbt, die übrigen mit Goldbronze. Bei anderen "Calculator" findet man massive Messingscheiben auf den Stellen drei bis fünf.

Links intern: Patent US845,747, Bonham und Schram 1907.
Der Zehnerübertrag in Scheibenaddierern
Homepage von Reinhard Atzbach
Links extern:
Literatur: Martin S. 212 f.
Download: Anleitung für den Calculator


Der Übertrag wird durch einen verlängerten "Einzahn" der Einstellscheibe ausgelöst (schwer erkennbar, grauer Pfeil.) Er transportiert das versetzt liegende Zwischenrad (6) um eine Stelle weiter, dieses gibt den Übertrag an die nächste Einstellscheibe oben links weiter.

Die gebogenen Hebel (19), für deren senkrechte Bewegung die kleinen Ausbuchtungen des Gehäusedeckels notwendig sind, sind eine Art Überschleuderungsbremse beim Übertrag. Nach erfolgtem Übertrag hebt der Einzahn diese Sperre (19) für einen Moment an, so dass das Zwischerad (6) gestoppt wird.

Die leicht versetzten Achsabstände und jedes Detail sind sehr präzise gestaltet, winzigste Abweichungen würden die Mechanik zum Stehen bringen. Raffiniert ist auch die Kombination von breiten Zähnen (Einstellscheibe) und schmalen Zähnen (Zwischenrad), ohne dies würde der Übertrag nicht funktionieren. Dieses Detail wird besonders auf der Zeichnung aus dem Patent des Nachfolgemodells erkennbar (siehe "Lightning Calculator").

Vergleicht man dieses frühe Patent mit dem späteren "Lightning Calculator" und der "Lightning Adding Machine", erkennt man, dass die Grundidee des Übertrags durchgängig beibehalten wurde: Die Kombination von breiten und schmalen Zähnen auf Einstell- und Zwischenrad und die leicht asymmetrische Achsanordnung, die einen Übertrag nach rechts verhindert. Interessant ist, dass auch beim letzten Modell der Serie, das auch die direkte Subtraktion beherrscht, diese Asymmetrie angewandt wurde - jedoch spiegelbildlich!


Als ich meinen dritten "Calculator" bekam, habe ich endlich Mut gefasst und ihn geöffnet. Man vergleiche mit der Patentzeichnung. In Abänderung der Patentschrift wurde die Rasterung der Zwischenräder einem zusätzlichen Hebel (A) übertragen. Der Hebel (26) - in der Patentzeichnung rechts oberhalb des Hebels 19), der Drehrichtungssperre und Rasterung gleichzeitig übernahm, wurde weggelassen.

Eine Einstellrasterung (A) verhindert eigentlich ein Überschleudern beim Übertrag, auf die zusätzliche Überschleuderungssperre (19) wurde jedoch erst beim Nachfolgemodell, dem Lightning Calculator, verzichtet.

Vergleicht man mit dem zeitgleichen Calcumeter, erkennt man die deutlich einfachere und billigere Fertigung mit eisernen Stanzteilen und Vernietungen. Sie war auch flexibler gegenüber Veränderungen, die der Calculator bald erfuhr, während der Calcumeter unverändert aufwändig und teuer gebaut wurde und um etwa 1915 vom Markt verschwand.










Vor dem Zusammenbau (mit vorsichtiger Neu-Vernietung) habe ich den Rechner gereinigt, die Gehäusedecke neu lackiert und alle Prägungen eingelegt, so wie ich das sonst bei den großen Maschinen mache. Die Eisenscheiben habe ich wieder schwarz gebeizt bzw. goldbronziert. Ich nehme an, wir sehen hier den weltweit einzigen vollrestaurierten "Calculator"!  Na ja, viele Sammler halten diese kleinen Dinger auch für Spielzeug.
Man erkennt, dass die Prägungen noch etwas unregelmäßig bzw. grob sind. Bis etwa 1890 verwendete man fast ausschließlich Messing für die Deckbleche, nicht etwa wegen des edlen Goldglanzes, sondern weil man noch nicht sauber in Eisen prägen konnte. Die Hochdruckpressen und -stanzen für die Eisenblechprägung erlaubten es dann nach und nach, das teure Messing zu ersetzen - außer bei Odhner in Schweden, wo man bis fast zum Schluß Messingdeckbleche verwendete.